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Rumänisches Athenäum - Europäisches Kulturerbe
Die
Europäische Kommission hat dem Rumänischen Athenäum in Bukarest
das Europäische Kulturerbe-Siegel in Anerkennung seiner bedeutenden
Rolle in der Geschichte und Kultur Europas und der kulturellen
Tätigkeit seines 135-jährigen Bestehens verliehen. Die
Preisverleihung hat am 17. April, im festlichen Rahmen in Antwerpen,
Belgien, unter Beteiligung von Marin Cazacu, Geschäftsführer der
„George Enescu“-Philharmonie mit dem Sitz am Rumänischen
Athenäum, stattgefunden.
Am 25. April stellte Marin Cazacu das
Europäische Kulturerbe-Siegel und seine Bedeutung für das
hauptstädtische Athenäum im Rahmen eines umfangreichen Projekts zur
Umwandlung und strategischen Neugestaltung dessen Marke auf einer
Veranstaltung im Athenäum vor.
Das
Rumänische Athenäum liegt im Zentrum von Bukarest gegenüber dem
Königspalast (heutiger Sitz des Nationalen Kunstmuseums) und neben
der Zentralen Universitätsbibliothek. Es wurde während der
Konsolidierungsphase des modernen rumänischen Staates auf Initiative
der Rumänischen Athenäum-Gesellschaft erbaut. Diese war eine von
dem Naturforscher Constantin Esarcu geleitete wissenschaftliche,
literarische und künstlerische Einheit, die zahlreiche rumänische
Wissenschaftler und Kulturschaffende zusammenbrachte und darauf
abzielte, durch Konferenzen und öffentliche Kurse, Publikationen,
Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen „Belehrung und
Bildung unter den Menschen zu verbreiten“.
Das Gebäude wurde
in zwei Etappen zwischen 1886 und 1897 nach den Plänen des
französischen Architekten Albert Galeron im neoklassischen und
eklektischen Stil errichtet und dank der finanziellen Unterstützung
einiger großzügigen Spender, aber auch die der gesamten Gemeinde
durch die berühmte Kampagne „Gebt ein Leu für das Athenäum“
fertiggestellt.
Das Athenäum wurde ab 1889 zum Sitz des Bukarester Berufssinfonieorchesters, das 1868 unter dem Namen Rumänische Philharmonische Gesellschaft gegründet wurde. Heute gehört das Gebäude dem rumänischen Staat und ist Sitz der „George Enescu“-Philharmonie. Auch die Tradition der Athenäums-Konferenzen wurde fortgesetzt. Unter den internationalen Gästen befanden sich berühmte Namen aus Wissenschaft und Kultur sowie Nobelpreisträger.
Das Athenäum bleibt ein kultureller und architektonischer Schatz, der Schönheit, Geschichte und soziales Engagement in einem dynamischen, sich ständig weiterentwickelnden Prozess vereint. Es gilt als Symbol der nationalen Identität, Wahrzeichen der Hauptstadt, Bezugspunkt für die künstlerische und intellektuelle Gemeinschaft, aber vor allem als einer der Stützen der Bildung europäischen Bewusstseins.
Das Europäische Kulturerbe-Siegel ist eine Auszeichnung, die aufgrund eines alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerbs an Denkmäler, Naturdenkmäler oder urbanen Stätten sowie immaterielle Kulturerbgüter für ihre wesentliche Rolle in der europäischen Geschichte und Kultur und beim Aufbau der heutigen Europäischen Union verliehen wird. Das Auswahlverfahren wird von einer Jury durchgeführt, die sich aus unabhängigen Experten aus ganz Europa zusammensetzt. Bisher haben 67 Stätten das Europäische Kulturerbe-Siegel erhalten. Dieses Jahr sind sieben der 16 von den Mitgliedstaaten vorab ausgewählten Stätten offiziell zu europäischen Kulturerbestätten gekürt worden.
Neben dem Rumänischen Athenäum tragen das Europäische Kulturerbe-Siegel nun auch 17 Zister-zienserklöster in Österreich, Tschechien, Deutschland, Polen und Slowenien, die Europa im Rahmen des „Cisterscapes“-Netzwerks verbinden, das Kloster San Jerónimo de Yuste in Cuacos de Yuste, Spanien, das Museum „Unser Herr auf dem Dachboden“ in Amsterdam, Niederlande, das Puppentheater Théâtre Royal de Toone in Brüssel, Belgien, das Kalevala, ein lebendiges episches Erbe in Finnland und Sant’Anna di Stazzema, eine Gedenkstätte des Zweiten Weltkriegs in Stazzema, Italien.
Die Gewinnerstätten werden an Kooperationsaktivitäten und Projekten auf europäischer Ebene beteiligt sein, beispielsweise an den Europäischen Denkmaltagen, den Europäischen Kulturerbegeschichten oder den Europäischen Kulturrouten.
Quelle: adz