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„Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906” Ausstellung in Temeswar/ Timișoara, 20. März - 21. April 2024

veröffentlicht: Freitag, 01. März 2024

Nach den großen Ausstellungen, die das Nationale Kunstmuseum Temeswar (MNArT) und seine Partner im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt bedeutenden Künstler:innen gewidmet haben, bietet das Jahr 2024 eine neue wichtige künstlerische Begegnung in der Temeswarer Kulturszene. Die Ausstellung "Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906" versammelt vom 20. März bis 21. April 2024 Werke von Paula Modersohn-Becker (1876-1907) und den Künstlern, mit denen sie in der kleinen Gemeinde Worpswede bei Bremen zusammenarbeitete.

Die Werke der Künstlerkolonie, zu der Otto Modersohn, Fritz Mackensen, Hans am Ende, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler und insbesondere Paula Modersohn-Becker gehörten, sind ein Symbol für einen Wendepunkt in der Kunstgeschichte, als man eifrig nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen suchte. Das frühe 20. Jahrhundert war auch eine Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen, insbesondere im Hinblick auf den Kampf der Frauen um Emanzipation (in Deutschland erhielten die Frauen 1918 das Wahlrecht, in Rumänien erst 1938).

Die von Kurator Wulf Herzogenrath für das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) als Wanderausstellung konzipierte Ausstellung "Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906" wird in den Räumen des Nationalen Kunstmuseums Temeswar von den Kuratorinnen Andreea Foanene und Teodora Talhoș gestaltet und kontextualisiert.

Die ausgestellten Werke spiegeln die engen Beziehungen innerhalb der Künstlerkolonie in Worpswede wider, einem malerischen Ort in Norddeutschland, der von einer schwierigen Geografie und einem unfreundlichen Klima geprägt ist. Die Künstler, die dort zusammen lebten und arbeiteten, entwickelten symbiotische Beziehungen, die sich gegenseitig unterstützten und inspirierten. Der Lauf der Jahrhunderte hat auch in der Kunst zu einer Zeit des Übergangs geführt: Mehrere Strömungen entstehen oder verändern sich radikal (Impressionismus, Jugendstil, Expressionismus), von denen viele in den Werken der Ausstellung zu sehen sind.

Von der gesamten künstlerischen Konstellation in Worpswede sticht Paula Modersohn-Becker durch ihre Avantgarde hervor, denn sie ist die einzige, die sich wirklich der Moderne zugewandt hat. Inspiriert von Van Gogh und Cezanne, ist die Künstlerin besonders geschickt im Umgang mit der Farbe und verwendet einen untypischen, markanten Pinselstrich. Sie zeichnet sich auch durch ihr feines Gespür für die Welt um sie herum aus: Sie hat sich dafür entschieden, vor allem einfache Menschen zu porträtieren, die von den Härten des Lebens gezeichnet sind. Sie konzentrierte sich vor allem auf die Darstellung von Frauen, realistischer Weiblichkeit und Kindern, Themen, die zu dieser Zeit in der Kunst nicht oft vorkamen.

"Da ihr Werk in Rumänien immer noch wenig bekannt ist, soll diese Ausstellung die Sichtbarkeit von ihr und den Worpsweder Künstlern vor Ort erhöhen. Gleichzeitig wird die unglaubliche Aktualität dieser Künstlerin deutlich, die sich den Normen der damaligen Zeit widersetzte, indem sie eine offene Perspektive auf die Weiblichkeit zeigte und eine besondere Entschlossenheit in einer patriarchalischen, eingeschränkten Gesellschaft demonstrierte - ein Thema, das auch 120 Jahre später noch genauso relevant ist". - sagt Teodora Talhoș, Koordinatorin des Regionalbüros Temeswar des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) und Ko-Kuratorin der Ausstellung.

Von den Nazis diskreditiert und verleumdet, wurde die Künstlerin zu einer der repräsentativsten Figuren der Moderne. Sie war eine Pionierin des Expressionismus und die erste Künstlerin der Welt, der ein ganzes Museum gewidmet wurde - das Paula-Modersohn-Becker-Museum in Bremen, Deutschland (gegründet 1927). Obwohl sie nur 31 Jahre alt wurde, hinterließ sie der Welt ein künstlerisches Vermächtnis von mehr als 700 Gemälden und etwa 1000 Zeichnungen und Grafiken. Während ihres Lebens verkaufte sie nur fünf Werke. Der Wert ihres Werks und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Kunst im 20. Jahrhundert wurden erst posthum anerkannt. Ihr unverwechselbarer Stil und ihre kühne Thematik machten sie zur führenden Künstlerin ihrer Generation.

In ihrem Privatleben, das so eng mit ihrem Berufsleben verknüpft ist, suchte Paula Modersohn-Becker stets nach Momenten der Freiheit. Sie widersetzte sich den gesellschaftlichen Normen, stand ihrer (eigenen) Ehe äußerst kritisch gegenüber und stellte ihre Karriere und ihre Erfüllung als Künstlerin an die erste Stelle, und das zu einer Zeit, in der es schwer vorstellbar war, dass eine Frau eine andere Rolle als die der Hausfrau und Mutter einnehmen sollte. Leider wurde ihr Leben im Alter von nur 31 Jahren abrupt beendet, als es bei der Geburt ihrer einzigen Tochter Mathilde (Tillie) zu Komplikationen kam.

"Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien, Zeichnungen, Illustrationen und Bücher sind Werke, die das europäische künstlerische Klima widerspiegeln, das wesentliche Begegnungen, aber auch persönliche Lebenswege von großer Tragweite und Komplexität hervorgebracht hat. Die Ausstellung feiert die prominente Präsenz der Künstlerin Paula Modersohn-Becker und beleuchtet einen breiteren kulturellen Kontext, der die künstlerische Gemeinschaft von Worpswede ans Licht bringt. In diesem vorteilhaften Museumskontext wird die Ausstellung zu einer Gelegenheit, neue kulturelle Territorien kennenzulernen und zu integrieren. Sie bietet die Möglichkeit, Werke aus den ständigen Sammlungen des Museums, die in ähnlichen Zeiträumen entstanden sind, zu verstehen und zu kontextualisieren", unterstreicht Dr. Andreea Foanene, MNArT-Museografin, Künstlerin und Ko-Kuratorin der Ausstellung.

*** Die Ausstellung "Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906" wird vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Kunstmuseum Temeswar und dem Deutschen Kulturzentrum in Temeswar organisiert. Partner: das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar und die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Förderer: Kreisverwaltung Temesch/Timiș und Goethe-Institut Rumänien. ***

Quelle: Pressemitteilung ifa/Deutsches Kulturzentrum Temeswar

Foto: die Veranstalter

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